Werden – Perle an der Ruhr, sagt man. Einige wunderschöne Häuser in der Altstadt und im Tuchmacherviertel, der Baldeneysee, drei Kirchen und mehr als 1200 Jahre Ortsgeschichte.
Knapp eine Viertelstunde fährt die S6 von Essen Hbf nach Essen-Werden. 1929 wurde Werden nach Essen eingemeindet. Das Gebiet Werden-Land spaltete sich in die Essener Stadtteile Fischlaken und Heidhausen. Zwei Jahre später begann der Bau des Stauwehrs und die Entstehung eines neuen, heute unverzichtbaren Naherholungsgebietes.
Im Dezember 2021 wurden diese Kunstwerke an der Bahnhofsunterführung fertiggestellt. Neben dem Baldeneysee, Burgruinen und Zechen, ist auch die Hespertalbahn dort zu sehen. Früher wurde mit ihr Eisenerz und Kalk am Südufer des Sees transportiert. Heute fährt sie im Sommer als Museumsbahn von Fischlaken nach Kupferdreh.
Vom Pastoratsberg aus, hat man diesen Panoramablick. Alle drei Kirchen sind von hier zu sehen. In dem gelben Gebäude im Vordergrund befindet sich die Folkwang Universität der Künste, in der Musiker ihre Fertigkeiten verbessern.
Ein Brunnen und ein Kräutergarten befinden sich vor der Musikhochschule. Jeden Samstag findet ein Wochenmarkt auf dem angrenzenden Marktplatz statt.
Die Hufergasse und Grafenstraße bilden die Fußgängerzone von Werden. In der Grafenstraße befindet sich die traditionelle Konditorei Werntges, die den sogenannten „Abraham“ verkauft, ein typisches regionales Teegebäck.
Auf der Ecke zur Hufergasse steht dieses, erst vor 5 Jahren, zurück in den Fachwerkstil gebrachte Haus. Ursprünglich als Bäcker dienend, war es Langezeit die Tourismusinformation und heute ist ein Modegeschäft im Erdgeschoss.
Am Ende der Hufergasse steht das alte Postgebäude. Bis Ende des letzten Jahrzehnts hatte dieses Gebäude noch diese Funktion. Heute steht das Erdgeschoss leer, aber im Obergeschoss ist nach wie vor die Werdener Musikschule.
Am Werdener Markt steht das im Jugendstil erbaute Haus Kimmeskamp. Im Erdgeschoss befindet sich das Eiscafé KIKA’s, welches 2010 zu einem der besten Eiscafés Deutschlands ausgezeichnet.
Gegenüber liegt das alte Rathaus. Richtung Gustav-Heinemann-Brücke führt die Brückstraße (B224), als Geschäftsstraße. Vor 100 Jahren sah sie ganz anders aus. Im Zuge der Sanierung des Ortes Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte man die Idee, wie in Steele, alles abzureißen und neu zu bauen. Rund um die Bundesstraße 224 sind zahlreiche historische Fachwerkhäuser abgerissen worden und alle andere Lücken, die durch den Krieg entstanden waren, wurden durch „moderne“ Gebäuden ergänzt.
2 Minuten Gehweg führen vom Werdener Markt Richtung Westen zur Basilika St. Ludgerus, die man auch den Werdener Dom nennt. Ihre Ursprünge gehen bis in das Jahr 1275 zurück. Der Missionar Liudger gründete 500 Jahre davor, das Kloster Werden und so stand schon 808 die erste Kirche an dieser Stelle.
Am Westende der Altstadt befindet sich die Wigstraße. In dieser Einbahnstraße sind noch ein paar Häuser aus früherer Zeit erhalten und renoviert worden. Das Fachwerkhaus Wigstraße 9 steht unter Denkmalschutz und ist mein Highlight in Werden. Zwei Häuser weiter steht ein weiterer schöner Bau. Seit Jahren befindet sich der Schuh- und Schlüsseldienst „Wadi“ in Erdgeschoss.
Bevor wir in die Dudenstraße einbiegen machen wir einen Abstecher in die Propsteistraße, um die Hausnummer 40 zu sehen. Ein Mischbau aus bergischem Stil und Fachwerk.
Nach dem kleinen Abstecher geht es die Dudenstraße Richtung Westen lang. Dort steht seit 1900 die evangelische Backsteinkirche mit ihrem schlanken hohen Kirchturm.
Nun befinden wir uns an der Heckstraße. Das Haus Heck, ein alter Rittersitz war namensgebend für die Straße. Der Rundturm soll sogar aus dem 11. Jahrhundert stammen.
Die Heckstraße weiter Richtung Osten liegt das Luciusdorf. Daneben steht die älteste Pfarrkirchen nördlich der Alpen, die St. Lucius-Kirche, welche 1063 geweiht wurde. Optisch ähnelt sie dem Werdener Dom, sie ist nur wesentlich kleiner. Vorübergehend wurde sie als Getreidespeicher und Wohngebäude genutzt. 1965 wurde sie neu geweiht.
Direkt an die Kirche angrenzend liegt der ehemaligen Friedhof von Werden, der heute als Dückerpark bezeichnet wird. Am Nordostende steht auf dem Rondell ein Denkmal von Kaiser Friedrich III. Bis Ende 2021 war der Kiosk Winkelmann eine wahre Institution in Werden. Kein Ruhe- oder Ferientag, immer für die Kunden da – das war Thomas Winkelmann, der unerwartet im Alter von 57 Jahren verstarb.
In Werden wurden lange Zeit Tücher hergestellt. Mehrere Fabriken verteilten sich auf diesen Ort. Die Tuchmacherfabrik Feulgen blieb als einzige übrig und wurde zu einem Wohngebäude umgebaut. Heute nennt man sie Villa Werden.
Auf der anderen Seite fließt die Ruhr. Hier der Blick im Winter, vom Stauwehr des Baldeneysees Richtung Ortskern.
Flussabwärts wurde 1777 schon einmal eine Schleuse errichtet. Das Gebäude der ehemaligen Schleuse Neukirchen ist heute ebenfalls Wohngebäude.
1933 wurde das Stauwehr fertiggestellt. So entstand der Baldeneysee mit einer Fläche von 2,64 km².
Der See ist bei jeder Stimmung einen Besuch wert. Egal ob Sonnenaufgang, -untergang, Regen, Wolken, oder klarer Himmel. Ich liebe diese weite Fläche, die durch Regen oder Wind aufgewühlt wird oder manchmal glatt wie ein Spiegel ist. Hier der Blick Richtung Nordufer, wo sich das Seaside Beach, der Regattaturm und die Villa Hügel befinden.
Am Südufer liegt der Essener Ortsteil Fischlaken mit seinen weiten Feldern und Wiesen. Der Name des Ortes rührt daher, dass sich dort früher Fischteiche befanden.
Und nun noch zum Stadtteil Heidhausen. Der ehemalige Ort Werden-Land bekam 1910 ein eigenes Rathaus. Dieses Gebäude am Heidhauser Platz wurde aber nur 19 Jahre benötigt und ist heute ein Hotel.
Seit 2021 hat Werden sein eigenen Kleinbus, den Quartierbus, der durch alle drei Stadtteile fährt. So kann man innerhalb einer halben Stunde einen Überblick über die drei Ortschaften des Essener Südens gewinnen.
Die Linie 182 beginnt am Werden S-Bahnhof und fährt dann den Berg hoch nach Fischlaken und zum „Schwarzen“, wo Heidhausen beginnt. Über den Heidhauser Platz und dem Pastoratsberg geht es wieder den Berg herunter zum Werdener S-Bahnhof. Dieselbe Strecke, nur in die andere Richtung, fährt die Linie 192.
Die Linie 190 fährt zur Ruhrlandklinik, die auf Lungenerkrankungen spezialisiert ist. Auch auf dem Weg dorthin, befinden sich weite Wiesen und der Oefter Wald. Einer der schönsten Sonnenuntergänge habe ich dort erlebt.