Zweite Station meiner Schlesienreise war das Riesengebirge (Karkonosze). Bekannt ist die Region für die Schneekoppe, die mit ihren 1600m zum höchsten Gipfel der Sudeten zählt. Unsere Unterkunft „Wilcza for/rest“ kann ich nur weiterempfehlen. Sie ist modern und komfortabel eingerichtet.
Diese Region ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Im Sommer für einen Wanderurlaub, im Winter für einen Skiurlaub. Ich verbinde die Region mit meinen Ururgroßeltern Richard & Gertrud Schnabel. Anfang der 20er-Jahre zogen sie nach Karpacz (Krummhübel), wo Richard die Pacht für den Pfaffenberg übernahm.
Auf dem Gipfel des Pfaffenberg befand sich zunächst eine Gaststätte. 1895 kaufte der Berliner Millionär Dr. Kaselowsky das Grundstück und errichtete dort seine Sommerresidenz. Er veranstaltete zahlreiche Feiern. Bei einer dieser Feiern, erleuchtete er den gesamten Gipfel des Berges mit Glühbirnen – und das zu einer Zeit, wo diese Erfindung gerade erst in Umlauf kam.
Nach dem ersten Weltkrieg waren Kaselowskys goldenen Zeiten vorbei und er konnte das Anwesen nicht mehr halten. Da er es nicht ganz aufgeben wollte und auf bessere Zeiten wartete, verpachtete er es schließlich. Laut mündlicher Überlieferung war einer dieser Pächter mein Vorfahr Richard Schnabel. Doch Dr. Kaselowskys finanzielle Lage verschlechterte sich weiter, was ihn dazu Zwang das Anwesen zu verkaufen. Familie Schnabel zog dann in ein Haus im Nachbarort Hirschberg (Jelenia Góra) um.
Vom Pfaffenberg hat man einen wunderbaren Blick über die Gebirgslandschaft.
Seit 2016 ist das Anwesen, das heute Schloss Pfaffenberg genannt wird, nach Erweiterung des ursprünglichen Gebäudes ein nobles Hotel. Ich fokussierte mich auf die älteren Elemente des Gebäudes, die schon standen als meine Vorfahren dort lebten.
Auf dem Weg vom Pfaffenberg zur Kirche Wang, die ich gleich noch erwähnen werde, kamen wir an der Herz-Jesu-Kirche vorbei. Mit den Fachwerkverzierungen am Turm war es für mich ein Foto wert.
Die Łomnica (Große Lomnitz) entspringt hoch oben in den Bergen und fließt quer durch Karpacz. 1915 wurde die Lomnitztalsperre eröffnet. Die Stimmung an diesem künstlichen Wasserfall, der von Nadelwäldern umgeben ist, erinnerte mich an die Vogesen in Ostfrankreich.
Ständig flogen Wasseramseln den Fluss entlang und nach zahlreichen, misslungenen Versuchen sie einzufangen, setzte sich eine.
Unweit des Parkplatzes zur Lomnitztalsperre blickten wir in eine Apotheke hinein. Die „Apteka Pod Złotą Wagą“ (Apotheke zur goldenen Waage) wurde 1913 eröffnet und man beließ den Arzneischrank und die Beleuchtung im originalen Zustand – einfach begeisternd.
Danach fuhren wir weiter den Berg hinauf und kamen zur Stabkirche Wang. Diese Kirche aus Kiefernholz wurde Ende des 12. Jahrhundert im südnorwegischen Vang gebaut. In den 1830ern baute die dortige Gemeinde eine neue Kirche. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. hörte davon und erwarb die alte Kirche für die preußisch-schlesische Gemeinde Brückenberg (heute Ortsteil von Karpacz). Aufgrund der starken Winde in dieser Höhe baute man einen Steinturm neben die Kirche, um sie zu schützen.
Um die Kirche ringsherum gibt es einen Laufgang, der dafür sorgt, dass das Innere der Kirche isoliert wird.
Von einer Anhöhe aus konnten wir erneut den wundervollen Blick auf das schneebedeckte Riesengebirge genießen. Dabei flog ein großer Schwarm von Erlenzeisigen durch das Bild.
Der Hauptort des Riesengebirges ist Jelenia Góra (Hirschberg). Wie eben erwähnt zog die Familie Schnabel dorthin, als der Pfaffenberg verkauft wurde. Eimersdorf hieß der Vorort von Hirschberg, wo die Familie ein großes Haus mit Garten kaufte. Gertrud Schnabel ging wohl zum Einkaufen immer in die Innenstadt. Sehr gut restauriert und bunt gestrichen wurde der Stadtkern von Hirschberg für mich einer der Highlights.
Am Marktplatz kann man unter den Arkaden herlaufen, wo viele Geschäfte und Restaurants ihren Platz gefunden haben. Ich konnte mich für keine Perspektive entscheiden und so folgen nun ein paar Bilder mehr.
Bei Nacht verschwinden die bunten Farben von den Häusern des Marktplatzes und ein gelblichen Teint entsteht an den Gebäude. So erinnerten sie mich an den Prinzipalmarkt in Münster (Westfalen).
Mein Fazit, wenn man Urlaub in Polen machen will – Jelenia Góra darf nicht fehlen!.