Glatz

Glatz liegt nahe der Grenze zu Oberschlesien und Tschechien. Die Stadt hat eine lange Historie. So ist die erste Erwähnung einer Siedlung namens Kladsko in das 10. Jahrhundert zu verordnen. Daher leitet sich wohl auch der polnische Name Kłodzko ab. Die Altstadt ist hauptsächlich in einem sehr schönen Zustand. Nach dem Hochwasser 1997 wurde eine aufwändige Sanierung notwendig.

Im Zuge der Renovierungen entschied man sich, wie in vielen anderen polnischen Orten für bunte, pastellige Farbtöne an den Fassaden. Hier der Blick auf den Unterring, der sich südlich des Rathauses befindet. Der Platz nördlich des Rathaus wird passenderweise Oberring genannt.

Das Rathaus, welches aus dem Jahr 1336 stammt, ist eines der ältesten, die ich kenne.

Am Unterring befindet sich eine historische Apotheke, in der wohl meine Urgroßmutter Lucia Schnabel in den 1940ern schon einkaufen ging.

Auf der Brückterbergbrücke, die über den Mühlgraben führt, stehen viele historische Figuren, darunter auch der Nepomuk, der als Brückenheiliger und Patron des Beichtgeheimnisses gilt. Im Hintergrund sieht man die Minoritenkirche.

Minoritenkirche

Wir laufen weiter Richtung Osten, über die Rossbrücke, vorbei am Stadtbahnhof und dann die Wieschstraße (Grunwaldzka) hoch …

… bis wir zu zwei imposanten Stadthäusern auf der Hochstraße (Więźniów Politycznych) kommen.
Was ist so besonders an diesen Häusern? Vier Generationen meiner Familie lebten unter diesen Dächern. Die Eltern und Großeltern von Lucia Schnabel haben dort gewohnt und zwei Geschwister meines Großvaters sind hier geboren. Das Haus gehörte Reinhold Schauder, dem Gartenlandschaftsarchitekten und Urgroßvater meines Großvaters, dessen Frau in Oels geboren war. Das Nachbarhaus gehörte der Überlieferung nach der Schwester meines Urururgroßvaters.

Treppenhaus der Hochstraße 16

Als dann das Tageslicht schwand, gingen wir durch ein ganz anderes Klodzko als tagsüber. Die Straßen waren wie leergefegt und die Laternen hauchten diesen Ort in ein gemütliches Licht.

Rathaus im Dunkeln

Am nächsten Tag blieb uns noch die Zeit, um die Festung zu besichtigen. Sie wurde an der ehemaligen Grenze zu Böhmen gebaut und war lange Zeit im Besitz des Militärs. Das war auch der Grund warum das normale Volk nicht auf das Gelände gehen konnte. 2007 ging das Gelände in den Besitz der Stadt Klodzko über und man machte daraus eine Touristenattraktion mit vielen Bastionen, Höfen und Kasematten.

Luftaufnahme von der Festung auf einer Tafel

Von dem Aussichtspunkt der Festung aus hat man einen weiten Blick auf den Glatzer Kessel (das Tal der Grafschaft Glatz). Ob es sich bei diesem Aussichtspunkt um den sogenannten Donjon handelt, kann man nicht eindeutig sagen. Da der Vater meines Großvaters Offizier war, war es ihm erlaubt diesen Ausblick vor 80 Jahren zu genießen. Er nahm seine Kinder gerne nach dort oben mit.

Gewohnt hatte die Familie Schnabel, nachdem sie 1939 zurück nach Glatz kam, in der Frankensteiner Str. 24 (Łukasińskiego 24). Dort erlebte mein Großvater mit seinen Geschwistern den ersten Teil seiner Kindheit. Dieses große Barockhaus wurde direkt auf den Mauern der Festung gebaut und gehört nun der Stadt Klodzko. Das Eingangstor und die Nachbarschaft wurden schon aufgehübscht. Vielleicht wird das Haus eines Tages als Museum fungieren.

In derselben Straße gibt es eine schöne Ferienwohnung, in die wir uns einquatierten (Apartament dwupoziomowy Kłodzko – Centrum). Inmitten der heruntergekommenen Häuser der Łukasińskiego ist diese moderne Wohnung zu finden, die ich nur weiterempfehlen kann.

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